Prof. Dr. Ulrike Guérot und Thomas Geisel diskutieren über Europas Zukunft
26. März 2025

Der Saal im Brauhaus am Dreieck war bis auf den letzten Platz gefüllt: Rund 125 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um die renommierte Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ulrike Guérot und mich im Gespräch über die Zukunft Europas zu erleben.
Im Mittelpunkt der lebhaften Diskussion standen die ursprünglichen Werte und Ziele der Europäischen Union. Wir beide betonten, dass das Konzept eines souveränen Europas sowie die Schaffung einer stabilen kontinentalen Friedensordnung aktuell gefährdet und durch zentrale Gremien der EU zunehmend untergraben würden. Einigkeit bestand darin, dass die EU unter einem erheblichen Demokratiedefizit leidet, insbesondere im Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission.
Anstatt Wohlstand durch den gemeinsamen Markt zu fördern und sich für fairen Welthandel einzusetzen, beteilige sich Europa zunehmend an Wirtschaftssanktionen und Handelskonflikten, kritisierte Guérot. Gleichzeitig sei eine historisch beispiellose militärische Aufrüstung zu beobachten, die an Zeiten eines neuen Kalten Krieges erinnere. Wir beide bedauerten, dass Europa es versäumt habe, die Vision eines „gemeinsamen Hauses Europa“ zu verwirklichen – ein Konzept kollektiver Sicherheit, das bereits Helmut Kohl und Michail Gorbatschow anstrebten und Russland ausdrücklich einschließen sollte.
Auch die Rolle der USA wurde kritisch hinterfragt: Angesichts einer amerikanischen Außenpolitik unter dem Motto „America First“ muss Europa seine eigenen Interessen klarer definieren und eigenständig durchsetzen. Prof. Dr. Guérot stellte ihre Idee einer „Republik Europa“ vor, in der alle europäischen Bürgerinnen und Bürger die gleichen Rechte genießen.
Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt war der wachsende Einfluss populistischer Kräfte im Europäischen Parlament. Wir warnten vor einer drohenden Implosion Europas durch populistische Tendenzen. Gleichzeitig betonten wir aber auch, dass die EU über große Ressourcen und viele Chancen verfüge, um aktuelle Krisen konstruktiv zu bewältigen. Sowohl Guérot als auch ich bekennen uns ausdrücklich zu Europa und wir sind überzeugt, dass eine positive Weiterentwicklung möglich und nötig sei.
Zum Abschluss der Veranstaltung nutzten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, Fragen an den Gast zu richten. Der Abend war nicht nur informativ, sondern auch inspirierend und ermutigte zur intensiven Beschäftigung mit Europas Zukunft.
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